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11.03.2016

Tutorial – Teil 1: Super Mario Bros.

Jedes Spiel hat ein Tutorial und jedes Spiel sollte ein Tutorial haben, da es vielleicht für irgendeine Person der Einstieg in die Welt der Videospiele ist. Es soll den Spieler in die Mechaniken und die Regeln des Spieles einführen und gleichzeitig das Gefühl vermitteln etwas gelernt zu haben. Leider gibt es viele Spiele, die diesen Punkt anscheinend vernachlässigen. In den kommenden Artikeln wollen wir uns deshalb mit dem Punkt Tutorial beschäftigen und uns gute und schlechte Tutorials angucken und erklären, was ein gutes Tutorial ausmacht.

Den Start macht ein Spiel, welches für viele der ersten Kontakt mit Videospielen war und sich bis heute einer sehr hohen Beliebtheit erfreut: Super Mario Bros. für den NES. Super Mario gilt als einer der besten Platformer und der Erfolg der Serie spircht dafür, dass dieses Spiel einiges richtig gemacht haben muss. Zählt das Tutorial auch dazu? Hat Mario überhaupt ein Tutorial? Auf jedenfall und wenn man sich überhaupt die Frage stellen muss ob Mario überhaupt ein Tutorial hat, dann muss es so gut mit dem Spiel verschmolzen sein, dass man es nicht als solches wahrnimmt.
Fangen wir also an
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Nachdem wir Start gedrückt haben und unser Level (natürlich Welt 1-1) gestartet haben beginnt für uns das Tutorial mit diesem Bildschirm:
Hier lernt der Spieler bereits etwas! Der Character des Spielers ist die kleine Figur in der Ecke, was er selber herausfindet wenn er irgendeine Richtungstaste auf dem Gamepad drückt. Ausserdem wird ihm sofort auch etwas anderes beigebracht durch die Aufmachung dieser Szene.Der Character steht nicht in der Mitte des Bildschirmes, sondern in der linken unteren Ecke und schaut nach rechts. Das sind alles Anzeichen dafür, dass der Weg nach rechts gehen wird und das er irgendwie auch weiter nach oben gehen könnte. Diese Annahmen klingen Banal aber wenn man drüber nachdenkt, macht es für einen neuen Spieler vollkommen Sinn. Ein erfahrener Spieler wird natürlich versuchen nach links und nach unten zu kommen, da dort Geheimnisse sein könnten, aber beim ersten spielen wird jeder erstmal nach rechts laufen, da er dort durch die große weiter offener Fläche sieht was auf ihn zukommt. Desweiteren startet Mario vor einem Berg. Daraus kann der Spieler sofort schließen, dass dieser Berg, und weitere Landschaften die auftauchen werden, sich im Hintergrund befinden und problemlos ignoriert werden können und keine Hindernisse darstellen.


Nachdem der Spieler nun vertraut ist mit seiner näheren Umgebung sieht er als nächste diese Szene:
Der Spieler trifft auf seinen ersten Gegner und wird mit dem “Kampfsystem” in Mario vertaut gemacht. Sobald er den “Gumba” sieht, wird er reflexartig irgendeinen der Knöpfe drücken um sich zu verteidigen oder auszuweichen, da der Gumba das erste andere Objekt im Spiel ist, welches sich auch bewegt und dazu auch noch auf den Spieler zu. Durch das drücken der Knöpfe wird Mario springen (wieder ein Tutorialschritt: Mario kann springen) und löst somit 1 von 3 Szenarien aus die vorgesehen sind.
1: Er springt (wie auf dem Bild zu sehen) sobald er den Gumba sieht und trifft die erste “?” Box weswegen er genau vorm Gumba runter kommen wird. Daraufhin wird er nochmal springen und wird entweder auf oder hinter dem Gumba landen dank der Stein- und “?” Boxen.
2: Er springt so ab, dass er hinter der ersten “?” Box abspringt und landet auf der Steinbox. Selbst wenn der Spieler den Sprung nicht schafft, wird er durch die extra Sprunghöhe und der Steinbox als Block solange in der Luft sein, dass er genau auf dem Gumba landet.
3: Er springt sehr spät ab und führt eigentlich den zweiten Teil von Szenario 1 aus und springt gegen die erste Steinbox und landet auf dem Gumba oder direkt hinter ihm.

Alle 3 Szenarien führen dazu das der Spieler lernt, dass er Gumbas auf den Kopf springen oder ihnen ausweichen kann. Ganz nebenbei kann man in jedem Szenario noch etwas weiteres lernen: “?” Boxen sind gut! In Szenario 1 und 3 springt der Spieler mehr oder weniger ausversehen an die Box, da diese Beiden die häufigsten Szenarien sind. Wer allerdings den (zu Beginn) schwierigen Sprung auf die Boxen schafft, wird versuchen gegen die aufällige “?” Box auf den anderen Boxen zu springen.
Um bei den Boxen zu bleiben wird sogar noch ein wichtiger Aspekt an dieser Stelle erklärt: Power Ups. Jeder erfahrene Mario Spieler weiß, dass in der “?”Box über dem Gumba ein Pilz drin ist und wie bereist gerade beschrieben ist das Szenario, dass der Spieler ausversehen an diese Box kommt, das häufigste welches auftritt. Der Spieler trifft das “?” und aktiviert den Pilz und wahrscheinlich landet er auch gearde auf oder hinter dem Gumba. Er wird nach dieser Begenung mit einem Gegner nicht direkt weiter laufen sondern vorsichtiger weiter gehen. Der Pilz läuft oben auf der Brücke aus Boxen lang und zwar (genau wie der Spieler) nach rechts. Allein durch die Bewegung wird wieder etwas vermittelt: “Das Objekt geht in die gleiche Richtung wie ich also muss es etwas anderes sein als ein Gegner”. Direkt hinter der Brücke aus Boxen fällt der Pilz runter auf die Ebene des Spielers und (wenn der Spieler nicht an der Stelle steht um zu gucken was passiert sobald der Pilz das Ende der Brücke erreicht hat) prallt da der Röhre ab um dem Spieler entgegen zu kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Spieler den Pilz nicht einsammelt auf irgendeine Art und Weise ist sehr gering und nachdem er gewachsen ist hat er gelernt, dass Pilze gut sind.

Mit der neuen Größe und dem dazugehörigen Selbstbewusstein erreicht der Spieler diese Stelle:
Hier wird nicht nur noch einmal der Kampf trainiert, sondern auch die verschiedenen Sprungarten.
Die erste Röhre ist mit einem normalen Sprung zu überwinden aber die zweite Röhre muss durch einen großen Sprung, also durch das Gedrückthalten der Sprungtaste bewältigt werden. Die darauffolgenden 2 großen Röhren sollen versichern das der Spieler diese Mechanik verstanden hat um das vorranschreiten des Spielers zu gewährleisten.

Wie man hoffentlich mitlerweile festgestellt hat liegt der Trickvon Super Mario Bros. Tutorial im Level Design. Das komplette Level ist so gestalltet, dass die Wahrscheinlichkeit das der Spieler stirbt so gering wie möglich gehalten wurde und das die folgenden Abschnitte nur Techniken beinhalten die in diesem Level bereits gelernt wurden sind. Auch wenn aus heutiger Sicht all diese Sachen mehr als nur bekannt sind war es für damalige Verhältnisse neue Mehaniken. Man darf nie vergessen das die ersten Minuten entscheidend sind für einen Spieler ob er die Motivation aufbringt das Spiel weiter zu spielen oder nicht und die Grundmechaniken und Regeln der Welt zu kennen ist ein entscheidender Faktor für diese Motivation. Shigeru Miyamoto (der Director von Super Mario) hat lange an Welt 1-1 gesessen und keines der Items oder Hindernisse in diesem Level ist zufällig gesetzt wurden. Ich möchte an dieser Stelle nicht den kompletten Reiz des Erkunden des Tutorial klauen darum werde ich hier aufhören und euch ermutigen selber weiter zu forschen und rauszufinden, was ihr in diesem Level und den folgenden noch lernen könnt. Als kleine Starthilfe: seht euch doch mal an wo ihr euer erste 1Up bekommt oder wie der Bereich vor dem Levelende aussieht.

Autor: Benjamin Wolf



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